Der Hovawart

Geschichte:

Der Name „Hovawart“ geht auf bereits ältere Schriften zurück und bedeutet „Hofwächter“. Im Mittelalter waren damit Hunde gemeint, die als Wach- und Hofhunde zum Einsatz kamen. Als kluge und mutige Bewacher von Herden oder Hab und Gut gegenüber Mensch oder auch wilden Tieren waren sie für ihre Besitzer wertvolle Begleiter. Wie viele größere Bauern- und Hofhunde zu dieser Zeit waren auch sie vielfältig einsetzbar. Diese Art Hunde wurde aber im Laufe der Zeit immer weniger. Für die gezielte Zucht der „neuen“ Hovawarte schauten sich Kurt Friedrich König, der als Begründer der Rasse Hovawart gilt, und seine Mitstreiter nach verbliebenen, typmäßig ähnlichen Hunden um und begannen mit ihnen die Herauszucht der Rasse. Das Ziel war ein intelligenter und überlegender Wächter, der Situationen einzuschätzen vermochte. Im Gegensatz zu anderen Hunderassen sollte er dabei nicht gedrillt werden müssen, sondern selber entscheiden können, wann er sich einsetzen muss. Seinem Menschen treu ergeben ist er unbestechlich und mutig wenn Gefahr droht aber niemals grundlos aggressiv oder leicht reizbar. Im Alltag ist er nicht nur ein Begleiter, sondern auch ein Helfer, der für seinen Menschen verschiedene Aufgaben erfüllen kann.

Die Rekonstruktion des Hovawarts begann ab 1922. Zur Verpaarung kamen zu Beginn überwiegend rasselose Hunde ähnlichen Aussehens, die von Anfang an nach einer von König entworfenen Wesensüberprüfung für die Zucht selektiert wurden. Der Typus des heutigen Hovawarts festigte sich durch die strenge Zuchtauswahl sehr schnell und bereits 1937 wurde der Hovawart als eigenständige Rasse anerkannt. Warum ein Hund aus einer VDH anerkannten Zucht? Mit dem Beitritt zum VDH änderte sich nochmal das Erscheinungsbild der Hovawartpopulation, denn von diesem Tag an mussten schweren Herzens einige gute Hovawarte mit den Fellfarben, welche nicht dem Rassestandard entsprachen, aus der Zucht entlassen werden. Die strengen Richtlinien der Zucht innerhalb des VDH sind heute die besten Garanten für eine seriöse Zucht mit Augenmerk auf die Entwicklung der Rasse und dem Wohlergehen jedes einzelnen Zuchttieres. Eine breite Zuchtbasis, eine enge Vernetzung und Kenntnisaustausch unter den Züchtern und strenge zuchthygienische Regeln bieten die besten Voraussetzungen dafür, dass der Hovawart auch in Zukunft eine gesunde, langlebige und leistungsfähige Rasse bleibt. Vor allem hervorzuheben sind die Anforderungen, die von den Vereinen an das Wesen des Hovawarts gemacht werden. Ängstliche oder aggressive Hunde werden nicht zur Zucht zugelassen, was bei einer großen und wehrhaften Rasse wie dem Hovawart den Unterschied zwischen einem glücklichen und einem unglücklichen Hundebesitzer ausmachen kann.

Verhältnis zu den anderen Hovawart Zuchtvereinen:

Der Hovawart wird heute von allen drei Vereinen innerhalb des VDH nach dem gleichen Standard gezüchtet. Die drei Zuchtvereine arbeiten eng zusammen und einstige Rivalitäten wurden abgelegt. Die unterschiedliche Gewichtung einzelner Zuchtziele der Vereine sind dabei auch heute noch erhalten geblieben und bieten einem Hovawart-Interessenten zusätzliche Auswahlmöglichkeiten nach den eigenen Vorlieben, Möglichkeiten und Ansprüchen bezüglich seines Hovawarts. Dem übergeordnet steht die gemeinsame Hingabe an die Zucht und die Erhaltung des Hovawarts über die Vereinsgrenzen hinweg. Positionierung der HZD Ziel ist es, eine breite Basis gesunder und wesensfester Hovawarte zu züchten. Die Anlagen und Begabungen der Hunde können durchaus auch innerhalb eines Wurfes unterschiedlich sein. Der größte Unterschied zum RZV ist die Schwerpunktsetzung in der Zucht. Die HZD sieht die Sozialverträglichkeit und Wesensfestigkeit im Mittelpunkt der Zuchtziele. Vorteil an der Mitgliedschaft in einem Zuchtverband sind neben den zuchtrelevanten Faktoren auch die Angebote an Schulungen, Seminaren, Ausstellungen und anderen Veranstaltungen, bei denen man Gleichgesinnte trifft und der gemeinsame Austausch und die Freude an der Rasse im Mittelpunkt stehen.

Rasseporträt:

Der Hovawart besitzt Eigenschaften wie körperliche Robustheit, Wesensstärke, Selbstsicherheit und Intelligenz. Hinzu kommt eine Mischung aus Eigenständigkeit und Bereitschaft mit seinem Besitzer zusammen zu arbeiten. Als ein Vertreter der Gebrauchshunderassen möchte der Hovawart ausgelastet werden – und dies sowohl körperlich als auch geistig. Wer einen Hovawart rassegerecht hält, wird nicht nur von einem Hund begleitet, sondern auch von einem Teampartner. Je nach Prägung, Charakter und Ausbildung kann er viele Aufgaben wahrnehmen. Die Einsatzmöglichkeiten des Hovawarts sind aufgrund seiner Anlagen, seinem Arbeitswillen, seiner Intelligenz, seiner Ausdauer sowie seines sportlichen und leistungsfähigen Körperbaus und seiner guten Nasenveranlagung sehr vielseitig.

Im Hundesport ist er beinahe in allen Disziplinen zu finden: Agility, Unterordnung, Schutzdienst, Turnierhundesport, Zughundesport, Fährtenarbeit, Objektsuche und vielem mehr.

Hovawarte kommen auch in den verschiedenen Sparten der Rettungshundearbeit zum Einsatz. Aufgrund seines sensiblen Charakters mit einem guten Gespür für die Menschen in seiner Umwelt eignet er sich ebenfalls sehr gut für die Ausbildung zu einem Assistenz- und Therapiehund. Wer allerdings einen speziellen „Arbeitshund“ sucht, wird die vorhandenen Anlagen altersgemäß anbahnen, auf- und ausbauen müssen, denn kein Hovawart ist ein Alleskönner von Welpenbeinen an und nicht alle Anlagen sind in jedem Hovawart gleichermaßen verteilt. Der Arbeitseifer und der Bewegungsdrang sind beim Hovawart gepaart mit einem sicheren und in sich ruhenden Charakter mit einer mittleren bis hohen Reizschwelle. Bei entsprechender Aufzucht und Erziehung ist er daher auch ein sehr angenehmer und verlässlicher Begleiter, mit dem man beispielsweise die Innenstadt, Cafés, Restaurants und gesellschaftliche Anlässe besuchen kann. Als Hofwächter ist er bei aller Ruhe jedoch immer aufmerksam. In ihm schlägt auch ein Beschützerherz und wenn es einmal nötig wird, zögert er nicht, sein Heim und seine Menschen zu verteidigen. Gerade im Hinblick auf diese Charaktereigenschaft wird bei der Zuchtauswahl sehr viel Wert daraufgelegt, dass der Hovawart wachsam, mutig und verteidigungsbereit ist, aber niemals aggressiv. Die meisten Hovawarte bewachen und beschützen ihr Heim und zeigen entsprechendes Territorialverhalten gegenüber Artgenossen und, wenn nötig, auch gegenüber ungebetenen Menschen. Ein drohender Hovawart, welcher davor warnt, ihm, seinem Menschen oder seinem Grundstück näher zu kommen, sollte unbedingt ernst genommen werden. Auch unterwegs ist es als Halter eines Hovawarts wichtig zu erkennen, ob das Territorium seines Hundes beispielsweise auch das Auto, den Wohnwagen oder ein Hotelzimmer beinhaltet. Bis sich der Charakter eines Hovawarts vollständig herausbildet und festigt vergeht viel Zeit, denn im Vergleich zu vielen anderen Hunderassen werden Hovawarte erst relativ spät erwachsen. Dies geschieht meist im Alter von drei bis vier Jahren. Groß und stark wird er hingegen schon in seinem ersten Lebensjahr, was bei der Anschaffung eines Hovawarts bedacht werden muss. Als Halter eines solchen Hundes muss man auch mal standfest und ihm körperlich gewachsen sein, denn bei aller guten und früh einsetzenden Erziehung wird ein junger Hovawart immer kreativ sein und versuchen, die gelernten Regeln nach seinen Maßstäben auszulegen. Mal versucht er einfach durch Kraft und Schnelligkeit seinen Vorstellungen nachzugehen und ein anderes Mal wird er seine Menschen mit cleveren Strategien überraschen. Gerade im Spiel mit Artgenossen zeigt der kräftige Hovawart gerne, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Wenn er einen passenden Partner findet, so hat er am meisten Spaß beim derben und rasanten Spiel. Da wird gerempelt, geschubst und auch mal mit hohem Tempo umgerannt. Häufig ist er aufgrund von Größe und Gewicht dem Spielpartner überlegen. Als verantwortungsvoller Besitzer sollte man immer genau darauf achten, wie lange alle Beteiligten auch wirklich Spaß am Spiel haben. Sonst lernt der Hovawart schnell, wie man andere Hunde mobbt und wird seine Freude fortan daran finden. Das A und O für einen Hovawart, der im Alltag und in der Gesellschaft immer ein angenehmer Begleiter sein soll, ist eine gute Kinderstube. Hier ist nicht nur der Züchter, sondern auch der Besitzer des Hundes voll und ganz gefordert. Um die Selbstsicherheit, mit der ein junger Hovawart auf die Welt kommt auch bis ins Erwachsenenalter behalten zu können, müssen Welpe und Junghund ausreichend sozialisiert werden und verschiedene Umwelteindrücke erfahren, ohne dabei überfordert zu werden. Fremde Menschen sollten für ihn etwas Positives sein, denn sonst neigt der ausgewachsene Hovawart zur Skepsis und abweisendem, gegebenenfalls abwehrendem Verhalten.

Welpenspielgruppe:

Es gibt ein breites Angebot, aber achten Sie darauf, dass der kleine Hovawart nicht schon im Babyalter lernt, dass er anderen überlegen ist und so ein dominantes Verhalten verstärkt ausbildet. Gezieltes Spielen lassen, nicht das „alle auf einmal, die klären das schon untereinander“ ist angezeigt.

Erziehung:

Da der Hovawart erst spät reif wird, muss sein Besitzer in den ersten Jahren viel Zeit und Energie in Erziehung und Ausbildung investieren. Wer mit einem Hovawart lebt, sieht dies nicht als Arbeit, sondern vielmehr als Teil des Zusammenlebens mit dem Hovawart an. Die beste Hundeschule ist der Alltag und je mehr es ein Hovawart gewohnt ist, mit den unterschiedlichsten Situationen umzugehen, desto einfacher wird es im täglichen Zusammenleben. Schlüssel zur erfolgreichen Erziehung des Hovawarts sind eine sensible Geradlinigkeit und Konsequenz sowie die einfühlsame und sichere Selbstverständlichkeit und Beständigkeit im Handeln seines Menschen. Unnötige Härte kann sich negativ auf das Verhältnis zwischen Hund und Halter auswirken. Auch sollte ein wenig Humor nicht fehlen, denn der einfallsreiche und selbstständige Hovawart wird gerne den Alltag nach seinen Ideen umgestalten. Blinder Gehorsam gehört nicht zu den Eigenschaften, die der Hovawart seinem Menschen bieten kann. Trotz Erziehung und konsequenter Einhaltung von Regeln wird man von ihm niemals Kadavergehorsam erwarten können. Stattdessen kann man mit ihm zu einem Team zusammenwachsen und die Stärken, Schwächen und Grenzen des anderen kennen lernen. Und gerade darauf basiert die einmalige und innige Partnerschaft, die sich mit dem Heranwachsen des Hundes bildet.

Hinweis für Interessenten:

Für einen Interessenten ist es wichtig zu Wissen, dass dieser Hund im Leben nicht nur „nebenher läuft“. Er stellt an seinen Menschen viele Anforderungen: Einerseits sollte der Mensch aktiv und unternehmungslustig sein, gerne auch sportlich, andererseits muss er den Ehrgeiz und die Fähigkeit besitzen einen großen, selbstbewussten und wehrhaften Hund verantwortungsvoll und angemessen zu erziehen und sicher zu führen. Ein Mensch, der die Führungsrolle nicht übernehmen kann oder möchte, wird seinen Hovawart nicht lange darum bitten müssen, diese Aufgabe zu übernehmen – der Hovawart übernimmt auch ungefragt die Führung. Auch ein unausgelasteter Hovawart ist kein angenehmer und ausgeglichener Begleiter, denn dann sorgt er von alleine für Abwechslung im Alltag. Nur wer den körperlichen und seelischen Bedürfnissen seines vierbeinigen Partners gerecht wird, wird sich über die angenehme, verlässliche Begleitung und treue, unbestechliche Verbundenheit seines Hovawarts freuen können. Hovawart und Kinder. Ja, der Hovawart ist ein Familienhund. Aber dennoch muss ein wachsames Auge auf dem Zusammensein von Kindern und Hovawart ruhen. Es gibt Rassevertreter, die sich von Kindern wirklich alles und mit großer Geduld gefallen lassen, aber genau so gibt es auch diejenigen, die Kinder knurrend in ihre Schranken verweisen, wenn sie in den Augen des Hovawarts in seinen alleinigen Bereich vordringen. In der Regel akzeptieren diese Hovawarte die Kinder erst mit Eintritt in die Pubertät als übergeordnete Rudelmitglieder.

Fellpflege:

Die meiste Zeit des Jahres ist die Fellpflege recht einfach. Das normale Bürsten reicht völlig aus. Aber wenn ein Hovawart haart und im Fellwechsel ist, dann haart er richtig! Dann kann auch mal fast tägliches Kämmen empfehlenswert sein, wenn man das Fell nicht büschelweise zusammenkehren möchte. Aber auch hier gibt es Unterschiede in der Intensität und es gibt durchaus Rassevertreter, bei denen der Fellwechsel kaum bemerkt von statten geht.

 

Liebe Gudrun, herzlichen Dank für die tolle Idee diese Rassepräsentation, 

geschrieben von Mareike Busch, Mitglied der HZD Süd, zu veröffentlichen.